100 Jahre AGV

Grußwort Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) Zum100-jährigen Bestehen des Arbeit­ geberverbandes Oldenburg (AGV) darf ich Ihnen imNamen der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände – aber vor allem auch persönlich – sehr herzlich gratu- lieren! Der Blick zurück in die Geschichte, der zu einem solchen Jubiläumunerlässlich ist, lehrt uns Demut und Dankbarkeit zugleich. Demut, weil der Geburtsstunde der Sozialpartnerschaft und vieler Arbeitge- berverbände vor 100 Jahren keine einfa- chen Zeiten vorausgingen. Dankbarkeit, weil wir heute in einem freien und offenen Land leben. Die Voraussetzungen hierfür waren alles andere als gegeben. Am 9. November 1918 war das deutsche Kaiserreich in einer Revo- lution gestürzt worden, wenige Tage spä- ter endete der mörderische 1. Weltkrieg. Die Weimarer Republik entstand und geriet, von Extremisten unter Druck gesetzt, sehr schnell in schweres Fahrwasser. Am Scheitern der Weimarer Republik, dieser ersten Demokratie auf deutschem Boden, erkennen wir, dass Freiheit und der faire Ausgleich von Interessen nicht selbst- verständlich sind. Umso mehr gilt es, die Weitsicht des Unternehmers Hugo Stinnes und des Gewerkschafters Carl Legien zu würdigen, die in bewegten Zeiten im No- vember 1918 mit dem Stinnes-Legien-Ab- kommen die Grundlagen für Sozialpartner- schaft und Tarifautonomie legten. Im Zuge des Abkommens nahm auch die Konsolidierung der Arbeitgeberinteressen weiter Fahrt auf. So entstand in Oldenburg aus dem seit 1917 existierenden Verband Oldenburger Industrieller am 28. August 1919 der Industrie- und Arbeitgeberver- band für den Freistaat Oldenburg. Über die Jahre etablierte sich in der Folge eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer­ vertretern und damit auch gegenseitiges Vertrauen, ohne das die soziale Marktwirt­ schaft in ihrer heutigen Form nicht denkbar wäre. Der AGV Oldenburg hat deshalb allen Grund, stolz auf sein 100-jähriges Beste- hen zu sein. Wenn es Arbeitgeberverbände wie den Ihren nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Denn die Zukunftsaufgaben, die vor uns liegen, sind gewaltig: Die Politik be- schneidet zunehmend die grundgesetzlich verankerte Sozialpartnerschaft, obwohl das Zusammenspiel von Arbeitgebern und Gewerkschaften unser Land durch viele Krisen geleitet hat. Wir müssen die sozialen Sicherungssysteme demografiefest ma- chen und dem Fachkräftemangel ent- schlossen begegnen. Nicht zuletzt befindet sich die Europäische Union in der wohl schwierigsten Situation in der Geschichte ihres Bestehens, ist für uns alle aber not- wendiger und unverzichtbarer denn je. Es gibt also auch in den kommenden Jahrzehn- ten viel zu tun. Packen wir es an! Berlin, im April 2019 IngoKramer Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände 8

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