100 Jahre AGV
in mehrfacher Hinsicht einen Ausbau der gesamten Infrastruktur. Ein großes Problem stellte die Versor- gung der Bevölkerung in den ländlichen Be- reichen mit Trinkwasser dar. Die Landkreise Friesland, Wesermarsch und Wittmund er- griffen die Initiative und gründeten im Juli 1948 den Oldenburgisch-Ostfriesischen Marschenwasserverband. Er wurde nach dem Beitritt weiterer Landkreise 1957 um- benannt und ist uns jetzt als Oldenbur- gisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV) vertraut. Neben der Wasserversorgung bereitete die Versorgung mit Heizmaterial Kummer. Kohle und Briketts waren neben Torf Man- gelware. Sie wurden Anfang der 1960er Jahre von Öl und danach aufgrund einer gu- ten Versorgungspolitik der EWE vom Erdgas abgelöst. Auch die Nachrichtenverbindungen hat- ten einen großen Investitionsstau. Es klingt fast unglaublich: Noch 1973 war es nur durch politische Intervention möglich, kurz- fristig einen Telefonanschluss für einen Arzt in Bad Zwischenahn zu bekommen. Der normale Bürger musste länger warten oder Telefonzellen benutzen. Das ist aber längst Geschichte. Der Nordwesten ist im digitalen Zeitalter angekommen. Der wachsende Wohlstand hatte ein sich immer mehr steigerndes Verkehrsaufkom- men zur Folge. Die geografische Randlage des Nordwestens machte nicht nur den Ausbau des bestehenden Straßennetzes erforderlich, sondern auch den Bau der Au- tobahnen A 28 und A 29 in den 1970er Jah- ren. Sie waren entscheidend für die erfolg- reiche wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Raumes. Insbesondere profitier- te das Oldenburger Münsterland vom Bau der A 1 Ende der 1960er Jahre. Deichbau überlebenswichtig Zu allen mit demWasserbau verbundenen Aufgaben gehört der Deichbau. Er ist eine seit Jahrhunderten andauernde überlebens- notwendige Aufgabe. So mussten nach der verheerenden Februarsturmflut im Jahre 1962 alle Weserdeiche mindestens einmal erhöht und verstärkt werden. Das Hunte- sperrwerk bei Elsfleth, das in den Jahren 1976 bis 1979 gebaut wurde, dient bei Sturmfluten demHochwasserschutz der Hunteniederung zwischen der Huntemün- dung und Oldenburg und damit auch dem Schutz von Oldenburg, Elsfleth sowie Teilen der Gemeinden Bad Zwischenahn und War- denburg. Für denWirtschaftsstandort sind der Deichbau und der Hochwasserschutz immer noch elementar: Was von vielen als selbstverständlich genommen wird, könnte sich vor demHintergrund des Klimawandels als eine der großen Zukunftsaufgaben zur Sicherung des Standortes erweisen. Die Entwicklung der Hochschulen Nach dem Krieg konnte man, bezogen auf den Hochschulbereich, nicht von einer Bil- dungslandschaft im Nordwesten sprechen. 1946 und noch viele Jahre danach waren die nächstliegenden Hochschulen in Han- nover, Münster und Göttingen zu finden. So war es keinWunder, dass aus dem ol- denburgisch-ostfriesischen Raum – nicht zuletzt von der Stadt Oldenburg – der Ruf nach Hochschulen immer lauter wurde. Der Erfolg ließ auf sich warten. Erst Ende 1973 wurde die heutige Carl von Ossietzky Uni- versität gegründet. 1974 konnte sie ihren Lehrbetrieb mit 2.400 Studierenden auf- nehmen. ImVordergrund stand die Lehrer- ausbildung. Umweitere Studiengänge musste jahrelang, zum Teil vergeblich, mit den jeweiligenWissenschaftsministern ge- kämpft werden. Es gleicht fast einemWun- der, dass ganz imGegensatz zu den voran- gegangenen Kämpfen um den einen oder anderen Fachbereich ab demWintersemes- ter 2012/13 an der Universität Oldenburg eine medizinische Fakultät (European Medi- cal School - EMS) aufgebaut werden konnte. In Emden und Leer ist die selbstständige Hochschule Emden/Leer beheimatet. Die Hochschulstandorte Oldenburg, Wilhelms- haven und Elsfleth bilden die Jade Hoch- schule. In Vechta wird 1947 die Pädagogi- 48
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