100 Jahre AGV
Er hat viele Ämter innegehabt, in der Verwaltung und in der Politik. Er war u.a. Bürgermeister von Leer, Präsident des Verwaltungsbezirks Oldenburg und Oberbürgermeister von Olden- burg. Zuletzt war er acht Jahre lang Präsident des niedersächsischen Landtages. Horst Milde ist ein politi- sches Urgestein des Nordwestens und erinnert sich an die Entwicklung der Region von einem ländlichen Randge- biet hin zu einem prosperierenden Wirtschafts-, Bildungs- und Lebens- raum: Der Nordwesten: Neue Heimat für Hundertausende Mehr als siebzig Jahre ist es her, dass im nordwestlichsten Teil Deutschlands ein Wandel seinen Anfang nahm, der alle Berei- che der Wirtschaft und der Gesellschaft umfasste. Er begann mit der Währungsre- form und der Einführung der D-Mark im Jah- re 1948. DiesemWandel war eine der größten Ka- tastrophen der deutschen Geschichte vor- angegangen: die nationalsozialistische Ter- rorherrschaft, ein zerstörerischer Krieg und die Vertreibung von zwölf Millionen Deut- schen aus ihrer Heimat. Horst Milde: Eine Region imWandel Ein Teil davon fand im Nordwesten Auf- nahme. 1939 lebten im damaligen Land Ol- denburg 577.000 Menschen, deren Zahl bis 1950 fast ausschließlich durch die Aufnah- me von Flüchtlingen und Vertriebenen auf 811.000 anstieg. Dieser plötzliche Bevöl- kerungsanstieg hatte Veränderungen in vielen Lebensbereichen zur Folge. Die Vertriebenen kamen von Deutsch- land nach Deutschland, sie sprachen – ab- gesehen von Plattdeutsch – dieselbe Spra- che, sie hatten denselben Glauben, sie waren Landsleute und dennoch war vieles anders. Der Nordwesten hatte eine in viel- facher Hinsicht unzureichende Infrastruk- tur, er war aber, mit Ausnahme der Städte Emden, Wilhelmshaven und auch Friesoy- the, weitgehend unzerstört. Bedingt durch die Kriegsfolgen lag die Wirtschaft darnie- der, die Arbeitslosigkeit, der Hunger, die Wohnungsnot waren sehr groß und ließen sich nicht schnell beseitigen. 46
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NTk0MTAy