100 Jahre AGV
Mehr Flexibilität gefordert Anfang der 1980er Jahre sieht der Arbeit- geberverband Oldenburg die vier im Stabili- tätsgesetz verankerten wirtschafts politischen Hauptziele – angemessenes Wachstum, Vollbeschäftigung, Preisstabili- tät und außenwirtschaftliches Gleichge- wicht – „deutlicher verfehlt […] als jemals zuvor“ (NWZ, 7. Mai 1981). Anderthalb Jahre später spricht Hauptgeschäftsführer Jür- gen von Teichman sogar vom „Würgegriff der staatlichen Bevormundung“ (NWZ, 31. Dezember 1982). Der Verband kritisiert das ausufernde Maß an Sozialleistungen, auch würden hohe Steuern die Arbeit in Deutschland verteuern. Gefordert werden eine deutliche Senkung bzw. Stagnation der (Gewerbe-)Steuern sowie verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten. Höhere fi- nanzielle Belastungen würden Neuansied- lungen verhindern und Arbeitsplätze ge- fährden. „Wir brauchen mehr Vertrauen in die Zu- kunft. Nur dann wird die Wirtschaft den Mut zum Investieren haben.“ (NWZ, 5. Juni 1987). Staatlichen Konjunkturprogrammen erteilt der Verband eine klare Absage. Doch schon im Jahr darauf blickt man wieder voller Optimismus in die Zukunft: „Die Nachteile der Wirtschaftsregion Ol- denburg seien mittlerweile weitgehend behoben. Die Infrastruktur sei durch Auto- bahnen, Flughafen Bremen und Bundes- bahn nahezu vorbildlich. Die Universität böte hervorragende Möglichkeiten zur Zu- sammenarbeit mit der Wirtschaft und auch die Behörden seien, so von Teichman, durchaus wirtschaftsfreundlich. Es gelte lediglich, bundesweit ein Oldenburg-Be- wusstsein zu schaffen, um Firmen für die Region zu interessieren. Ideen und Geld seien vorhanden, es bedürfe nur noch der Tat.“ (NWZ, 22. April 1988). Das Vertrauen hält an. Kurz nach der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze wird von Teichman mit dem Satz zitiert: „Die Lage hat sich gegenüber dem Vorjahr noch verbessert.“ Bundesweit sei die wirtschaft- liche Entwicklung von einem rundum positi- ven Bild gezeichnet. Im Zusammenhang mit schnellen wirtschaftlichen Aktivitäten in der ehemaligen DDR zeigt sich der Verband zunächst zurückhaltend. „Zu einem Enga- gement in der DDR könne noch nicht gera- ten werden, da die Rechtsunsicherheiten noch zu groß seien.“ (NWZ, 26. April 1990). Was folgt, sind zwei Rekordjahre für die Wirtschaft im Oldenburger Land. Zu ver- zeichnen gibt es nicht nur überdurch schnittliche Exportwerte, sondern auch ei- ne anhaltende Investitionsneigung sowie eine zufriedenstellende Beschäftigungsla- ge. In einem Pressegespräch anlässlich der Mitgliederversammlung des Verbandes am 17. Juni 1992 äußert der neue Vorsitzende Detlev Hecker, Inhaber des Oldenburger Bauunternehmens Heinrich Hecker, aber auch seinen Unmut über die vielen Hemm- nisse, die aus Sicht der Unternehmer künf- tiges Wirtschaftswachstum erschweren. Er fordert eine „größere Entlastung der Wirtschaft in Form einer drastischen Sen- kung der Unternehmenssteuern“ (NWZ, 19. Juni 1992). In die Amtszeit von Detlev Hecker als Vor- sitzender fällt auch das 75-jährige Beste- hen des Arbeitgeberverbandes Oldenburg, das mit einem großen Festakt am 30. Au- gust 1995 im Schloss zu Oldenburg gefei- ert wird. Aus Anlass des Jubiläums über- reicht der Arbeitgeberverband dem Oldenburger Landesmuseum das aus dem Jahr 1802 stammende Gemälde „Odysseus und Penelope“ von Johannes Heinrich Wil- helm Tischbein als Dauerleihgabe. Es ge- hört in den Bilderzyklus, den der Hofmaler des Herzogs von Oldenburg den homeri- schen Dichtungen „Ilias“ und „Odysseus“ gewidmet hat. Das als kunsthistorisch au- ßerordentlich wichtig geltende Gemälde ist bis heute mit demHinweis auf den Leihge- ber im „Homer-Zimmer“ des Landesmuse- ums zu sehen. Ende Dezember 1996 tritt der langjähri- ge Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeber- verbandes Oldenburg, Jürgen von Teich- man, in den Ruhestand. Der bisherige stellvertretende Hauptgeschäftsführer, 39
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NTk0MTAy