100 Jahre AGV

Führung imWechsel Der Gründungsvorstand amtiert nur an- derthalb Jahre. Im Februar 1921 gibt es erste Veränderungen in der Zusammen- setzung. Erster Vorsitzender wird nun Di- rektor Hartung, der wie sein Vorgänger, der jetzt von Krankheit gezeichnete Geheimrat Lahusen, von der Norddeut- schen Wollkämmerei und Kammgarnspin- nerei AG kommt. Ziegeleibesitzer Carl Din- klage aus Oldenburg sowie Baurat Wiesinger aus Einswarden werden zum ersten bzw. zweiten stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Letzterer wird al- lerdings relativ kurzfristig von Direktor Schmitz von der Deutschen Kromhout-Mo- torenfabrik aus Brake abgelöst. Zum ers- ten Hauptgeschäftsführer des Industrie- und Arbeitgeberverbandes Oldenburg wird – wie erwartet – Prof. Dr. Wilhelm Dursthoff ernannt. In diesem Jahr tritt auch der Verbandssekretär Christian Lan- ge in den Dienst des Verbandes. Es gibt weitere Wechsel: So löst Dr. Kurt Jahncke im November 1922 den Assessor Barland als Geschäftsführer ab. Nur zwei- einhalb Jahre später übernimmt Dr. Jahncke die Funktion des scheidenden Hauptge- schäftsführers Prof. Dr. Dursthoff. Doch auch er wird nur dreieinhalb Jahre bis zum Januar 1929 das Amt innehaben, da er an- schließend – bis 1933 – Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins Oldenburg wird. Christian Lange übernimmt die vakante Position. Doch bereits am 18. März 1930 überreicht er den Staffelstab an den vom Vorstand berufenen neuen Hauptge- schäftsführer Dr. Heinecke. Dessen Nach- folger wiederum ist Dr. Karselt. Im Jahr 1931 zeichnet sich das tragische Ende der Norddeutschen Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei AG ab. Im Juli 1931 kommt es zum endgültigen Konkurs der Ak- tiengesellschaft in Delmenhorst. Dies be- deutet auch den Rücktritt des Vorsitzen- den Direktor Hartung. Neuer Vorsitzender wird Heinrich Fischer, ein erfolgreicher Fabrikant aus Varel und In- haber der Weberei Tameling & Stöve und des Unternehmens Ludwig Langerfeldt KG (beide in Varel) sowie Mitinhaber der Akti- engesellschaft für Warpspinnerei & Stärke- rei zu Oldenburg. Politischer Umbruch Mit der Machtübernahme der Nationalso­ zialisten und der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 än- dert sich vieles. Aus der parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik ent- steht eine nach dem Führerprinzip agieren- de zentralistische Diktatur. Zwei Tage spä- ter bereits wird der Reichstag aufgelöst, die Bürgerrechte werden durch politisch und demokratisch total eingeschränkte Notverordnungen abgelöst. Letztendlich setzt die „Verordnung des Reichspräsiden- ten zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28. Februar 1933 sämtliche Bürgerrechte der Weimarer Republik außer Kraft. Be- kannt wird diese Verordnung auch als „Reichstagsbrandverordnung“, da sie am Tag nach dem Reichstagsbrand verkündet wird. Dies ist zusammen mit der „Verord- nung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes“ vom 4. Februar 1933 und dem „Ermächtigungsgesetz“ vom 24. März 1933 der letzte Schritt zur Besei- tigung des demokratischen Rechtsstaates. Jegliche Vorstellungen, Pläne und konkre- te Vorhaben aus der vorherigen Republik werden somit innerhalb kürzester Zeit ne- giert. Jetzt geht es einzig und allein um die zügige Verwirklichung diktatorischer und autoritärer Pläne. Die Politik nimmt nun recht schnell Ein- fluss auf die Verbandsarbeit. Die National- sozialisten arbeiten von Anfang an „gründ- lich“. So werden am 10. Mai 1933 die freien Gewerkschaften sowie die bestehenden Berufsverbände der Angestellten durch die in Berlin neu gegründete Deutsche Arbeits- front (DAF) aufgelöst, um sie durch staatli- che Anordnung zusammenzuführen und gleichzuschalten. Zudemwird das Vermö- gen dieser Organisationen beschlagnahmt 24

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