100 Jahre AGV

schaftlichen Prämissen verändern respek- tive verbessern. Dazu passen auch die weiteren Tages- ordnungspunkte. Der erste befasst sich beispielsweise mit der „Auflösung von Ver- trägen mit Angehörigen feindlicher Staa- ten“. Prof. Dr. Dursthoff merkt Folgendes an: „Es sollte von diesbezüglichen Anträgen an das Reichs-Schiedsgericht auch seitens der Ol- denburger Industrie ausgiebig Gebrauch ge- macht werden. Sonst könne es leicht sein, daß die für uns ungünstigen Verträge mit dem feindlichen Auslande bei Friedensschluß noch zu Recht bestehen, während die günstigen auf- gehoben seien.“ Dieser Anregung stimmt die Versammlung „rückhaltlos zu“. Auch über die Aufhebung „der schwieri- gen und häufig undurchführbaren Unter- scheidung zwischen Schwer- und Schwerst­ arbeiter“ wird lebhaft diskutiert. Prof. Dr. Dursthoff teilt den Anwesenden mit, „daß bei der Regierung eine Regelung in der Form beantragt wurde, daß die bisheri- gen Zulagen für ,Schwerstarbeiter‘ an sämtli- che Arbeiter verteilt werden. Ferner sei für Oldenburg von der ‚Ausgleichsstelle für Heereslieferungen‘ ein eigenes Amt begrün- det worden.“ Weiter heißt es in dem Artikel: „Eine längere Debatte ruft die Frage her- vor, ob die Einführung von ‚Ursprungsbe- zeichnungen für ausländische‘ Waren erfolg- versprechend sei oder nicht. Es wird der – leider wohl nicht unberechtigten – Befürch- tung Ausdruck gegeben, daß nach Friedens- schluß die bekannte Vorliebe des Deutschen für alles Fremde trotz der Erfahrungen die- ses Krieges bald neuerdings in die Erschei- nung treten möchte und damit eine Kennt- lichmachung ausländischer Waren ein der Absicht entgegengesetztes Resultat hätte. Das einzig Richtige sei, bei der Reichsregie- rung dahin zu wirken, daß der von unseren Feinden geplante ,Wirtschaftskrieg nach dem Kriege‘ und mit ihm auch eine Ursprungsbe- zeichnung für deutsche Waren im Friedens- vertrage unmöglich gemacht würde. Wenn Abwehrmaßregeln notwendig seien, so müß- ten sie in einem Einfuhrverbot bestehen. Die Versammlung einigte sich schließlich auf die- ser Grundlage.“ Prof. Dr. WilhelmDursthoff (links) und der Geheime Kommerzienrat Johann Carl Lahusen initiieren die Gründung des „Verbandes Oldenburger Industrieller“ im Jahr 1917. 13

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